Mittwoch, 24. Juni 2020

Ebbe und Flut


Bevor unser schöner Elberadweg in die Nordsee mündete, mußten wir ja nun erst mal durch Hamburg.
Das klappt am Anfang ganz gut, denn zuerst geht der Fahrradweg durch super niedliche Siedlungen mit strohgedeckten Häuschen, mit Mauern aus Feldsteinen, Rosenbüschen und Strandflieder. So kommt man ganz gemütlich bis fast zum Hamburger Hauptbahnhof. Ab dann gibt es weder Schilder noch Radwege. An den Landungsbrücken kann man sich dann aussuchen, ob man sein Fahrrad zwischen den vielen Touristen hindurch schiebt oder auf einer dreispurigen Strasse zwischen den Autos fährt.

Den weiteren Verlauf des Weges muß man so intuitiv erahnen. Dabei landet man dann mitunter in Sackgassen oder wie wir im Treppenviertel in Blankenese.
Dort ist es ja sehr schön, aber man muss wegen der Enge (es war auch noch Samstag) gefühlte 2km schieben - 10km zurück wollten wir ja auch nicht.
Dann empfing uns die Stadt Wedel erst mal mit einer 12m hohen Treppenanlage, Bei unseren schweren Fahrrädern mußten wir immer eines zu zweit hochschieben. Ich dachte, ach machste rasch das Seilschloß drum, dann kann an deinem Rad nichts passieren, wenn du Uwes Rad mit hochschiebst. Wäre bestimmt auch nicht passiert, wenn ich nichts gemacht hätte. So aber hatten wir das Problem, dass das Seilschloß kaputt war und nicht mehr aufging. Zum Glück standen oben Camper mit WoMo. Da hat sich Uwe einen grakeligen Seitenschneider geborgt.
Und ich war sehr beeindruckt, wie schnell mein gutes Seilschloß zu knacken ist.
Das lustigste war dann aber, als wir immer der Wasserkante folgend unseren Radweg gesucht hatten und auf einmal in Wedel im Yachthafen gelandet sind. Da verfolgte uns der Hafenmeister (ein ältere Fischer) auf dem Fahrrad und erklärte, da kommt ihr nicht weiter, vorne ist alles zugesperrt. Wir fragten nach dem Weg und meinten, wie schlecht alles ausgeschildert wäre. Da erklärte er im schönsten Platt: "Ne Schilder jivt dat nich un och kene Radwege, wir sünd ja hier schließlich nich in Holland." Er hat uns dann mit dem Fahrrad bis zum richtigen Weg gebracht und mit Uwe über Rohloffschaltuungen philosophiert. Sehr süß.

Ja und dann waren wir irgendwann an der Nordsee. Ich hab mir das jetzt eine Weile angeschaut und ich muß sagen, dass Konzept von Ebbe und Flut hat mich nicht überzeugt. Gleich am ersten Tag mussten wir bis 22:00Uhr warten um uns zu waschen. Da lob ich mir die Ostsee. Ich verstehe ja auch, dass diese Matschepampe für Kinder ganz schön ist, aber da würden ja 1000m² pro Seebad reichen und man müßte nicht den ganzen Strand vollmatschen.

Der Grenzübertritt war ganz einfach. Fahrradfahrer werden gar nicht beachtet. Jetzt haben wir 6 Tage frei und fahren Fahrrad - baden geht ja nicht. Die Umgebung haben wir nun schon angeschaut. Waren auch im Museum und noch zwei Mal in Deutschland einkaufen. Aber für drei Wochen Bier geht auf dem Fahrrad ja doch nicht.

Morgen geht es weiter. Bin sehr gespannt auf Skagen.

Dienstag, 16. Juni 2020

Fünf Bundesländer an einem Tag


Von Magdeburg südwärts kannten wir den Elberadweg ja schon. Da ist er eher langweilig. Man fährt die ganze Zeit auf dem Deich, sieht nur Wiesen und Wegwarte und die Dörfer sieht man nur von Ferne.
Das ist beim nordwärts gänzlich anderes. Lauter kleine Dörfer am Weg. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, Weiden, Felder, Heideland, Kiefenwäler und Mischwälder. Rehe, Kraniche, Auerhahn und Biber haben wir gesehen. Die Elbwiesen mit den Baumgruppen und den Gräben sehen aus wie ein englischer Garten und könnten von Fürst Pückler angelegt worden sein. Genauso bunt sind die Völkchen, die hier leben.
Zwischen Lenzen und Lauenburg sind es 67 Fahrradkilometer. Eine Strecke, die man gut an einem Tag bewältigen kann. Und wenn man mit der Fähre ab und zu die Seite wechselt kommt man durch 5 Bundesländer: Brandenburg, Sachsen Anhalt, Niederdachsen, Mecklenburg Vorpommern und Schleswig Holstein. Ich glaube, dass alle fünf Grenzregionen von der Öffnung profitiert haben. Und der Inlandtourismus hat mit Corona auch noch zugenommen. Es fahren jedenfalls Hamburger und Hanoveraner in Massen unsere kleinen Wehre, Burgen und Städtchen anschauen. Aber auf der Westseite steppt der Bär noch mal anders. Die Fährfrau in Bleckede konnte gar nicht glauben, als wir ihr erzählt, haben, dass in Sachsen Anhalt zwei Fähren eingestellt worden sind.
Und im Hafen in Dömitz wurden ganz schnell zusätzliche Stellplätze für WoMos eingerichtet gerichtet.
Lustig war aber auch der ehemalige Offizier der DDR Luftwaffe, der es so bedauert hat, dass die DDR die Grenzregion seinerzeit leer siedelt wollte (Aktion Kornblume). Um die abgerissenen Sachsenhäuser ist es allerdings tatsächlich sehr schade. Es sind aber noch sehr schöne da. Ich wusste gar nicht, dass es in Brandenburg so viele grosse Niederflurhäuser gibt. 
Ist doch aber gut, dass jetzt die Gelegenheit ist, dass sich alle gegenseitig kennenlernen. Die Leute sind alle super entspannt. Jeden Tag bekommen wir viele gute Reise Wünsche. Und wildes Campen wird auch mehr toleriert.
Bon Camino.