Dienstag, 24. Juli 2018

Nicht alle Briten waren für England

 
Das hat uns als erstes gewundert – überall nur englische Fahnen. Die kannte ich bis dahin gar nicht.
Dann haben wir gelernt: die Fußballverbände von England, Wales, Nordirland und Schottland sind eigenständig und spielen untereinander erst mal aus, wer zu WM darf. Ja schön und gut, muss man das dann trotzdem so raushängen lassen und nur englische Fahnen hissen? Naja, aber ich habe ihnen nun verziehen, weil sie sonst sehr, sehr nett sind.

Wie waren ja zuerst im Osten Englands. Da fahren offensichtlich nie Fernradfahrer lang. Wir haben in 3 Wochen 2 gesehen. Viele Anwohner noch nie einen. Sie finden uns total komisch und müssen sich das Lachen verbeißen. Trotzdem wurden wir noch nie so oft angesprochen. Die Häuser sind ja hier putzelig klein und viele Britten definieren sich über ihr Auto. So viele Bentley, Jagua, teure Offroader hab ich in meinem Leben nicht gesehen. Und Leute, die mit dem Fahrrad Urlaub machen, müssen scheinbar ganz arm sein. Trotzdem wurden wir so oft angesprochen – das ist doch super sympathisch.

Da hier niemand Fahrrad fährt, gibt es auch wenige Fahrradwege. Da die Briten aber tatsächlich sehr höflich und auf dem Lande auch ziemlich entspannt sind, ist das kein Problem. Schwierig war nur immer Abends, den Weg für den nächsten Tag vorzubereiten. Ich saß dann mit meiner Autokarte da und hab versucht, einen Weg in die nächste Stadt zu finden. Das war so ähnlich, wie diese Labyrinth-Rätsel in der Zeitung. Manche Städte, kann man gar nicht erreichen. Sie haben einen Stern von 6 Autobahnen, die in die Stadt führen und keine Landstraße.

Da die Autobahnen natürlich ein Netz sind, muss man sie zumindest oft überqueren. In einer Stadt ist das einfach, da wird die Autobahn zur normalen Straße. Wenn sie aber nur ein Dorf durchquert muss man hoffen, dass es für die Fußgänger eine Mittelinsel gibt – ist meistens so. Und dann gibt es noch Autobahnen mit begleitendem Radweg. Der ist ca. 80cm breit – es darf also keiner entgegenkommen. Und da niemand (außer uns) den Radweg benutzt, ist er zugewachsen und man muss aufpassen, dass einem die Zweige nicht in Gesicht schlagen. Dafür bekommen die Autofahrer auch Hinweisschilder, dass sie nicht auf dem Radweg parken sollen.

Das wird an der mehr befahrenen Südküste sicher ganz anders werden. Aber eigentlich ist es doch auch vernünftig, nicht Geld rauszuschmeißen, wo es gar nicht gebraucht wird. Die kleinen Landstädtchen achten mehr darauf, dass es den Leuten gemütlich ist. Kein Dorf in East Angelia ohne Bank! Das bald ein Dorf kommt sieht

man schon an aufgestellten Papierkörben. Öffentliche Toiletten gibt es oft kostenlos – dass hätte ich in Deutschland auch gerne.

Und weggeschmissen wird hier überhaupt nichts, was noch gut ist. Ich hab mal eine Liste gemacht, wofür die alten Telefonhäusschen alles genutzt werden: manche haben noch einen Münzfernsprecher drin, Büchertauschregale, leer, Touristeninfo mit Flyern, Defibrillator, Kapelle. Es gibt bestimmt noch mehr Nutzungen - werde noch weiter schauen ;O)

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